Ruth Weiss, Jüdin aus Fürth, 98 Jahre alt, überlebte die Shoa durch Flucht nach Südafrika.
Eine Veranstaltung des Förderkreises des Zentrums für verfolgte Künste #wir_gestalten #wir_erinnern.
“Eine beispielhafte Biografie des 20. Jahrhunderts: Ruth Weiss wird 1924 in eine jüdische Familie in Deutschland geboren. Im Jahr 1936 kommt sie mit ihrer Familie nach Südafrika und erlebt die Entwicklung der Apartheid. Mit ihrer Schreibmaschine trotzt sie in Südafrika, Simbabwe, Sambia und Europa dem System, leise, aber entschlossen. Sie recherchiert, berichtet, schließt Freundschaften, beteiligt sich an Projekten zur Überwindung des Rassismus. Ihre stärkste Eigenschaft: Sie hört zu. Zuhören ist die Grundlage für Verständnis, Verständnis ebnet den Weg zur Versöhnung – ein weltweit anwendbares Friedensmodell.”
Auszug aus der Begründung für die Nominierung von Ruth Weiss für den Friedensnobelpreis 2005.

Im Februar 2023 kommt der Dokumentarfilm „Fritz Bauers Erbe – Gerechtigkeit verjährt nicht“ in die Kinos. Anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus (27. Januar) und des 90. Jahrestages der Machtergreifung laden das Max-Leven-Zentrum gemeinsam mit dem Evangelischen Kirchenkreis und dem Kulturzentrum Cobra zu einem Preview mit anschließender Podiumsdiskussion ein.
Regisseurin Isabel Gathof und Oberstaatsanwalt Andreas Brendel als Protagonist des Films werden im Anschluss an die Vorführung mit Dr. Ilka Werner (Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Solingen) und Daniela Tobias (Vorsitzende des Vereins Max-Leven-Zentrum Solingen e. V.) über die Aufarbeitung von NS-Verbrechen sprechen.
In der Gedenkstättenarbeit standen lange Zeit die Opfer im Vordergrund. Die Beschäftigung mit der Tätergesellschaft geriet erst in jüngerer Zeit in den Blick. Einzelne Solinger NS-Täter wie der Massenmörder Paul Blobel und die Mörder von Max Leven wurden direkt nach dem Krieg zur Verantwortung gezogen, andere Verbrechen wie das Massaker vom Wenzelnberg kamen hingegen nie vor Gericht. Spektakulär war der Prozess gegen den in Solingen lebenden Gottfried Weise in den 1980er Jahren, der sich seiner Strafe durch eine Flucht in die Schweiz entzog. Über die Menge der Mittäter auf den unteren Ebenen wissen wir nach wie vor sehr wenig.
Der Eintritt ist frei. Die Veranstaltung wird durch das Bundesprogramm „Demokratie leben“ gefördert.

Bist du so, wie ich dich seh?
Vorurteilsreflektierte Pädagogik mit dem Anti-Bias-Ansatz in der Praxis
Der Anti-Bias Ansatz ist eine Form der antidiskriminierenden Bildungsarbeit. Die Übernahme von Vorurteilen und Einseitigkeiten geht auf gesellschaftlich anerkannte und praktizierte Zuschreibungen über Gruppen zurück. Im Kontext des Anti-Bias-Ansatzes wird auch von Schieflagen gesprochen, die sich auf verschiedenen Ebenen wiederfinden. Ziel des Anti-Bias-Ansatzes ist es, sich mit eigenen Bildern diversitätsreflektiert und diskriminierungskritisch auseinander zu setzen, um Schieflagen zu erkennen und Gegenstrategien zu entwickeln.
Dies macht deutlich, dass zu aller erst die Öffnung zu unserer eigenen Haltung als Fachkräfte der pädagogischen Arbeit die Grundlage bildet. Dabei werden wir unsere eigenen Erfahrungen und Bilder reflektieren, mit dem Ziel eines kritischen Umgangs mit diesen. Auch werden wir den eigenen Arbeitsalltag in den Blick nehmen und diesen auf Einseitigkeiten überprüfen, da wir in institutionellen und strukturellen Abläufen involviert sind.
In dieser zweitägigen Fortbildung werden praxisnah Grundlagen und Zielsetzungen der Anti-Bias Arbeit vorgestellt und auf die Einbindung in die Praxis eingegangen. Zugänge zu Themen wie „Vorurteile, Macht und Diskriminierung“ werden über selbstreflexive Übungen transportiert und es besteht der Raum eigene Erfahrungen – damit auch Einstellungen und Haltungen – zu reflektieren.
Die Teilnahme setzt eine aktive Mitarbeit und die Bereitschaft, eigene Erfahrungen kritisch zu reflektieren und mit diesen in den Austausch zu gehen, voraus.
Referierende_r: Birol Mertol | FUMA
Termin
08. und 09. Februar 2023 | 10.00 – 16:00 Uhr
Anmeldeschluss | 01. Februar 2023
Ort
Digital via Zoom
Kosten
150€ | Early Bird Rabatt bis 14. Dezember 2022
175€ | Anmeldung ab 15. Dezember 2022
Anmeldung: https://www.gender-nrw.de/anti-bias-ansatz-anmeldung/

So wie unsere Gesellschaft sind auch unsere Klient*innen vielfältig. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in der Zusammensetzung der Teams und auf sprachlicher Ebene wider, denn viele Fachkräfte sind bilingual und bringen damit wichtige sprachliche Ressourcen in den Arbeits- und Beratungskontext mit ein. In der Veranstaltung widmen wir uns dem Thema Mehrsprachigkeit in den Teams. Wir greifen die Vor- und Nachteile im Kontext von muttersprachlicher Beratung bzw. Therapie auf und gehen auch auf mögliche Herausforderungen ein.
Dr. Ali Kemal Gün ist Psychologischer Psychotherapeut, Psychodramatherapeut, systemischer Familientherapeut, Lehrbeauftragter, Fachautor, Integrationsbeauftragter, Mitglied des Integrationsgipfels im Bundeskanzleramt. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind u.a. Interreligiöse und Interkulturelle Kompetenz und Öffnung.
Die Moderation übernehmen Beritan Aydemir (Fachkraft Sozialpsychiatrisches Kompetenzzentrum MEO) und Veronika Heiligmann (Beraterin in der Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit in Leichlingen).
Anmeldung und Infos per Mail an v.heiligmann@caritas-rheinberg.de oder telefonisch unter 02202 1008-604.

Vielfaltssensible und Reflektierte Pädagogische & Sozialarbeiterische Praxis im Umgang mit Rom*nja und Sinti*zze
»Rassismus gegen Sinti*zze und Rom*nja ist eine historisch gewachsene und transnational organisierte Gewalt, die auf die Psyche und die Körper von romani Subjekten transgenerationell einwirkt und Lebenserschwernisse, Verletzungen und Krankheiten, verkürzte Lebenserwartung bis hin zum Tod verursacht. Diese Gewalt schließt Rom*nja individuell und/oder kollektiv und in Verschränkung mit weiteren gesellschaftlichen Platzierungen wie Klasse, Gender, Sex, religiöser Zugehörigkeit von materiellen, finanziellen sowie symbolischen Ressourcen und von gesellschaftlicher Anerkennung und struktureller Teilhabe aus.«
Anhand diesen Definitionsvorschlages von Isidora Randjelović werden wir die thematische Komplexität beleuchten und uns mit der Bedeutung auf die eigene pädagogische und sozialarbeiterische Praxis auseinandersetzen.
Merfin Demir: Gründer und Geschäftsführender Vorsitzender von Terno Drom e.V., hat u.a. bei der Studie „Rassismuserfahrungen von Sinti:zze und Rom:nja“ der Alice Salomon Hochschule Berlin im Auftrag der Unabhängigen Kommission Antiziganismus mitgewirkt.
Termin
16. März 2023| 10:00 – 11:30 Uhr
Ort | Digital via Zoom
Anmeldeschluss | 09. März 2023
Kosten | 15,00 €
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.
Für die Nationalsozialisten galten psychisch Kranke und Menschen mit Behinderungen als Träger von Erbkrankheiten, die keinen Platz in der von ihnen angestrebten „Volksgemeinschaft“ hatten. Entsprechend der damaligen Gesetzgebung wurden seit 1934 mehrere Hundert Solinger*innen zwangssterilisiert. Mit der Entfesselung des Zweiten Weltkrieges begann 1939 der Massenmord an Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen. Wiederum zählten Solinger*innen zu den Opfern. – Der Vortrag gibt einen Überblick über das Thema. Verfahren und Akteure werden benannt, im Mittelpunkt stehen die Schicksale von Betroffenen und Ermordeten.
Der Historiker Armin Schulte ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Stadtarchivs Solingen und beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema.

Die Frage, auf welchem Fleckchen Erde man geboren wurde, ist längst zum Bestimmungsfaktor individueller Lebenschancen geworden. In manchen Weltregionen brechen heute immer mehr Menschen auf, um ihr Glück dauerhaft woanders zu suchen. Was macht das mit ihrer Heimat – und was folgt daraus für die reichen Zielländer im globalen Norden? Der Soziologe Thomas Faist bringt Licht ins Dunkel – und räumt mit einigen grassierenden Mythen zur globalen Migration im 21. Jahrhundert auf.
Thomas Faist ist Professor für Transnationale Beziehungen, Entwicklungs- und Migrationssoziologie an der Universität Bielefeld. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen internationale Migration, Diversität, Staatsbürgerschaft, Sozialpolitik und Entwicklungspolitik. Faist ist Mitglied im Rat für Migration und wurde 2020 in die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste gewählt.

Kaum hatte sich das Infektionsgeschehen der Covid-19-Pandemie so weit beruhigt, dass man auf die baldige Beendigung der Coronakrise hoffte, da zerstörte der Ukrainekrieg im Februar 2022 alle Illusionen hinsichtlich einer ungestörten Wohlstandsentwicklung. Die wirtschaftlichen Verwerfungen der Coronakrise hatten die wachsende sozioökonomische Ungleichheit als Kardinalproblem der Bundesrepublik nicht bloß klarer ins öffentliche Bewusstsein treten lassen, sondern auch verschärft. Wegen der sich anschließenden Energiekrise nahmen die inflationären Tendenzen weiter Fahrt auf.
Bedingt durch die enorme Verteuerung der Haushaltsenergie, steigende Lebenshaltungskosten und die Geldentwertung, entsteht eine verborgene oder versteckte, statistisch nur schwer zu erfassende Armut. Während das Einkommen vieler Mittelschichthaushalte oberhalb der EU-Armutsrisikoschwelle liegt, überfordern die hohen Ausgaben solche Menschen derart stark, dass ihre Kaufkraft darunter sinkt.
Die soziale Abwärtsspirale schadet dem gesellschaftlichen Zusammenhalt und stellt eine Gefahr für die Demokratie dar. Umso wichtiger ist es, mit tiefgreifenden Reformen und Schritten der ökologischen Transformation statt weiterer teurer Aufrüstungsmaßnahmen die richtigen politischen Lehren aus der Coronakrise, dem Ukrainekrieg und der Inflation zu ziehen.
Bild Christoph Butterwegge: Westend-Verlag

NDR: “Unglaublich berührender Film über Frauensolidarität”
Fahrijes Ehemann gilt seit Kriegsende als vermisst – wie viele Männer in ihrem Dorf im Kosovo. Zusätzlich zur Ungewissheit hat die Familie auch finanzielle Sorgen. Als die Bienen, die sie züchten, kaum noch Honig geben, beschließt Fahrije, den Führerschein zu machen und mit hausgemachtem Ajvar, einer Paprikapaste, Geld in der Stadt zu verdienen. Doch die traditionelle patriarchalische Dorfgemeinschaft beobachtet ihr Tun misstrauisch und verurteilt offen ihre Bemühungen. Fahrije aber lässt sich nicht einschüchtern, und schon bald wagen es weitere Frauen, ihr bei diesem revolutionären Unternehmen zu helfen.
In ihrem preisgekrönten Debüt-Spielfilm zeigt Regisseurin Blerta Basholli eine mutige Frau, die zur Ernährerin ihrer Familie wird. Sie gründet eine Frauengenossenschaft in ihrem Heimatdorf und motiviert andere Frauen mit ähnlichem Schicksal zu Eigenständigkeit. Der Film erzählt vom Zusammenhalt unter Frauen, vom Aufbruch und von Heilung. Trotz großer Widerstände und patriarchaler Strukturen bringt Fahrije wieder Hoffnung und liebevolle Menschlichkeit zurück in eine Gemeinschaft, die sich durch Krieg und Zerstörung verloren hat.
HIVE ist von der wahren Lebensgeschichte von Fahrije Hoti inspiriert. Ebenso wie im Film hat die Kosovo-Albanerin ihren Mann seit Kriegsende als vermisst gemeldet. Sie ist heute eine erfolgreiche Unternehmerin und engagiert hauptsächlich Frauen und Witwen in ihrem Betrieb, in dem Ajvar und weitere landwirtschaftliche Erzeugnisse hergestellt werden. Seit sie über Frauenrechte spricht, ist sie im ganzen Land bekannt.
Dr. Erna Rüppel (1895-1970), eine beliebte Solinger Kinderärztin, hatte Dramatisches erlebt. Als Abkömmling einer bekannten jüdischen Solinger Stahlwaren-Industriellenfamilie etablierte sie ihre Arztpraxis. Seit dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurden ihre beruflichen und politischen Rechte zunehmend eingeschränkt, bis sie die Arztzulassung verlor. Eine Zeitlang konnte sie sich als Krankenschwester halten, dann änderte die Zuteilung zu einer Deportation alles. Sie tauchte unter und führte ein Leben in der Illegalität. Ihr persönlicher Mut rettete ihr letzten Endes das Leben.