Mummstr. 10
SG-Mitte
Es ist zwar noch zu früh, die Covid-19-Pandemie für beendet zu erklären, jedoch an der Zeit, Bilanz hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Auswirkungen zu ziehen. Nachdem sich das Infektionsgeschehen beruhigt hat und künftig aufgrund der Impfungen weniger dramatische Formen als zuletzt annehmen dürfte, kann man die ökonomische, soziale und politische Entwicklung exakter abschätzen. Die schwere wirtschaftliche Verwerfungen erzeugende Pandemie ließ das Kardinalproblem der Bundesrepublik, die wachsende Ungleichheit, nicht bloß klarer ins öffentliche Bewusstsein treten, sondern wirkte auch als Katalysator des Polarisierungsprozesses, der dazu beitrug, sie weiter zu verschärfen. Wenn man so will, glich die Coronakrise einem Paternoster, der materiell Privilegierte nach oben und Unterprivilegierte zur selben Zeit nach unten beförderte. In entgegengesetzte Richtungen bewegten sich auch die verschiedenen Bevölkerungsschichten, was dem gesellschaftlichen Zusammenhalt schadet und eine Gefahr für die Demokratie darstellt. Umso wichtiger ist es, die richtigen politischen Lehren aus der Coronakrise zu ziehen und soziale Reformen anzustoßen.
Prof. Dr. Christoph Butterwegge lehrte von 1998 bis 2016 Politikwissenschaft an der Universität zu Köln.
Donnerstag, 15. September 2022, 18:30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Kursnummer: 10-5104s@222
Forum/Raum 322 der Berg. VHS, Mummstr. 10, SG-Mitte.
Bild: © Christoph Hardt / imago images/Future Image