Gedenken an Lynch-Mord an alliierten Fliegern in Solingen vor 75 Jahren

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    Wann:
    5. November 2019 um 17:00 – 17:30
    2019-11-05T17:00:00+01:00
    2019-11-05T17:30:00+01:00
    Wo:
    Potsdamerstr. / Ecke Cronenberger Str.
    Gedenken an Lynch-Mord an alliierten Fliegern in Solingen vor 75 Jahren @ Potsdamerstr. / Ecke Cronenberger Str.

    In Erinnerung an Ernest Crossley, Jack Lupinsky, Allan Gilchrist Samuel und Matthew Dorrell
    5. November 2019 17:00-17:30 Uhr Potsdamerstr. / Ecke Cronenberger Str.

    Heute vor 75 Jahren, am 5. November 1944, wurden vier alliierte Soldaten, drei Kanadier und ein Brite, auf der Potsdamer Straße in der Nähe des ehemaligen Stadthauses auf offener Straße ermordet. Die vier alliierten Soldaten waren zusammen mit drei anderen Fliegern bei einem Angriff auf Düsseldorf am 2. November 1944 in der Berliner Straße in Solingen abgestürzt. Drei Besatzungsmitglieder starben bei dem Crash, die vier Überlebenden wurden festgenommen und im Polizeigefängnis im Stadthaus inhaftiert.

    Am 5. November 1944 nach dem zweiten Großangriff auf Solingen, einzelne Häuser in der Potsdamer Straße brannten noch, sollten die vier Gefangenen von Luftwaffen-Soldaten zu einem Verhör nach Düsseldorf überstellt werden. Die kleine von zwei Soldaten bewachte Gruppe von Soldaten in kanadischer Uniform wurde aber vor dem Stadthaus auf dem Weg zu dem Transportfahrzeug von SA-Männern, Wehrmachtssoldaten und Zivilisten entdeckt. Die Menge umringte die alliierten Soldaten, die Situation eskalierte. Verschiedene Personen schossen auf die Kriegsgefangenen und alle vier Gefangene starben noch auf der Straße. Andere Passanten warfen Steine auf die am Boden liegenden sterbenden Soldaten und traten auf die leblosen Körper.

    Der genaue Tatablauf ist nicht mehr vollständig rekonstruierbar. Ein britisches Militärgericht verurteilte 1947 nur zwei Personen: Den SA-Führer Erich Wilinski. Er wurde zum Tode verurteilt, weil er einen alliierten Soldaten mit zwei Schüssen in Kehle und Kopf getötet hatte. Den Wehrmachtssoldaten Hans Kühn verurteilte das Gericht zu 20 Jahren Haft, weil er dreimal mit seiner Pistole auf die Gefangenen geschossen hatte. Erich Wilinski wurde später zu 20 Jahren Haft begnadigt und 1957 – wie Hans Kühn – vorzeitig aus dem Kriegsverbrechergefängnis Werl entlassen.

    Die vier alliierten Soldaten wurden zunächst auf dem Katholischen Friedhof an der Cronenberger Straße bestattet. Nach der Exhumierung fanden die Soldaten ihre letzte Ruhe Seite an Seite mit ihren beim Absturz getöteten Besatzungsmitgliedern auf dem Reichswald Forest War Cemetery bei Kleve.

    Ermordet wurden:

    • Matthew Dorrel, 21 Jahre, aus einem 100-Seelen-Dorf in der Mitte der Provinz Saskatchewan, Kopfschuss.
    • Ernest Crossley, Bordmechaniker und einziger Brite an Bord, aus zwei verschiedenen Waffen von hinten durch die Brust geschossen.
    • Jack Lupinsky, Navigator, 23 Jahre, Schuss in die Brust aus einer kleinkalibrigen Waffe.
    • Alan Gilchrist Samuel, Bombenschütze, von einem Schuss in die Brust getroffen und dann per Kopfschuss ermordet.

    Jack Lupinsky, links im Bild: “Son of Meyer and Shayndel (née Koffman) Lupinsky. His parents immigrated from Romania in 1910 and settled in Winnipeg. He was the youngest and only son with five sisters, Lillie, Mollie, Rose, Anne and Ettie. He celebrated his Bar Mitzvah in 1932. He attended St.John’s Technical School, and is commemorated on a tablet at the school of the students who lost their lives during the two World Wars. It was evident from the letters he sent to his sisters that he was quite intelligent and had a wonderful sense of humour and was quite eloquent in his writing.”