Bestehende Maßnahmen im Handlungsfeld Jugend(-arbeit)

Wie auch für das Handlungsfeld Schule sollen die entwickelten Ziele und Maßnahmen im Bereich Jugend(-arbeit) Impulse für die Fortentwicklung der Arbeit mit Jugendlichen geben. In Solingen gibt es viele Einrichtungen, sowohl in städtischer wie auch in freier Trägerschaft, die Offene Kinder- und Jugendarbeit leisten. Ein ebenfalls wichtiges Angebot gibt es in der Jugendverbandsarbeit. Seit vielen Jahren engagieren sich die Einrichtungen der Jugendarbeit sowohl in ihrer alltäglichen Arbeit als auch durch Projekte und Aktionen mit Kooperationspartnern für Teilhabe und Demokratie sowie gegen Diskriminierung und Rechtsextremismus. Die Förderung jugendpolitischer Teilhabe und die Bekämpfung von Rassismus und Rechtsextremismus werden somit durch die Jugendarbeit vorangetrieben und teilweise bereits erreicht. Im Folgenden soll ein Überblick über diese Arbeit gegeben werden, um unter anderem auf dieser Grundlage weiterführende Ziele und Maßnahmenideen entwickeln zu können.

Stadtdienst Jugendförderung

Der Stadtdienst Jugend, Abteilung Jugendförderung der Stadt Solingen beschäftigt sich mit der Kinder- und Jugendförderung der Altersgruppe 6 – 27 Jahren. Zur Abteilung gehören die Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit (Häuser der Jugend), der Kinder- und Jugendschutz, Jugendgerichtshilfe, die Geschäftsstelle des Jugendstadtrates, die freie Jugendhilfe, Jugendleitercard, Jugendpflege, Jugendverbandsarbeit (Auszahlung von Zuschüssen), das Jugendbeteiligungsprojekt fYOUture und das Jugend- und Spielmobil. Die Jugendförderung beteiligt sich bei vielen jugendpolitischen und jugendkulturellen Projekten und Angeboten in der Stadt und ist für zivilgesellschaftliche Akteure ein wichtiger Kooperationspartner.

„fYOUture – Wenn Demokratie leben lernt“

fYOUture ist ein Modellprojekt zur Förderung demokratischer Partizipation und politischer Artikulation junger Menschen in der Stadtgesellschaft. Die Projektlaufzeit beträgt drei Jahre und endet im August 2020. Die Handlungsstrategie soll sich zum einen durch die Förderung einer vielfältigen Jugendbeteiligung, zum anderen durch die Berücksichtigung und Anerkennung von Jugendlichen, ihren Perspektiven und Anliegen innerhalb Kommunalpolitik, Verwaltung und Jugendarbeit, auszeichnen. Übergeordnetes Ziel des Modellprojekts ist es, eine kommunale Gesamtstrategie zur Förderung und nachhaltigen Verankerung einer vielfältigen Jugendpartizipation zu entwickeln und umzusetzen.

Um das Bewusstsein zur flächendeckenden Verankerung von Jugendgerechtigkeit und -partizipation in der Stadtgesellschaft zu verankern, werden verschiedene Maßnahmen durchgeführt:

  • Jugendpolitische Trialoge: auf ganztätigen Workshops haben Jugendliche, Verwaltung und Politik gemeinsam die Möglichkeit, eine kommunale Handlungsstrategie für eine flächendeckende Jugendgerechtigkeit und Jugendpartizipation zu entwickeln
  • Fortbildungen für Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker und Mitarbeitende der Verwaltung zur Sensibilisierung im Umgang mit Jugendlichen und zur Förderung der Anerkennungskultur
  • informelle Austauschmöglichkeiten zwischen allen Parteien (Partys, kulturelle Veranstaltungen)

Maßnahmen zum Ausbau einer vielfältigen Partizipation junger Menschen sind:

  • Angebote zur kommunalen Förderung der politischen Artikulation und Beteiligung: Jugendforen, politische Bildungsworkshops, Empowerment-Workshops, jugendkulturelle Veranstaltungen
  • Strategien zur jugendgerechten Öffentlichkeitsarbeit bzgl. Jugendbeteiligung
  • Entwicklung eines jugendgerechten Organigramms mit Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern aus Verwaltung und Kommunalpolitik
  • Strategien zur Partizipation benachteiligter Jugendlichen: Kooperation mit dem Patenschaftsprojekt Peer2Peer und durch Angebote im öffentlichen Raum

Jugendstadtrat

Das Ziel dieser Jugendvertretung ist es, Jugendlichen ein Forum für ihre Visionen, Meinungen und Forderungen zu geben, um auf diese Weise gesellschaftliche Prozesse mitzugestalten. Vertreterinnen und Vertreter des Jugendstadtrats (JSR) nehmen an den Sitzungen des Rates, der Ausschüsse und der Bezirksvertretungen teil. Der JSR fungiert ähnlich wie ein Beirat. Er besteht aus 29 Solinger Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 21 Jahren, die von den Schülerinnen und Schülern (SuS) der weiterführenden Schulen gewählt werden. Ca. ein Drittel der Mitglieder des Jugendstadtrates haben Migrationshintergrund. Eine derartige Quote findet sich weder im Stadtrat noch in anderen Solinger Gremien. Somit kann der Jugendstadtrat auch als Vorbild für die Interkulturelle Öffnung in der Politik gesehen werden. Die Amtszeit des JSR beträgt drei Jahre. Die Geschäftsführung des Jugendstadtrates wird von der Jugendförderung übernommen.

Der Jugendstadtrat untergliedert sich in mehrere Arbeitsgruppen, wobei eine sich explizit mit Diskriminierung und Rassismus beschäftigt:

Die AG Pro Agenda/Contra Nazi hat es sich zur Aufgabe gemacht, geflüchtete Kinder und Jugendliche in Solingen zu unterstützen und gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in der Stadt zu kämpfen. Dabei beteiligen sich die Jugendlichen jedes Jahr an dem interkulturellen Fest „Leben braucht Vielfalt“, an dem Gedenktag zur Reichspogromnacht am 9. November und an den Antirassismus-Tagen. Darüber hinaus setzen aktive Jugendliche eigene Schwerpunkte ihrer Arbeit und entwickeln dazu Aktionen.

Die Jugendförderung und der Jugendstadtrat werden ab 2019 in den neuen Räumen des Hauses der Jugend an der Dorper Straße ansässig sein. So ergibt sich eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern des Jugendstadtrates, den Kindern und Jugendlichen, die die Einrichtung täglich besuchen und dem Team der Jugendförderung. Dadurch können eventuelle Berührungsängste von Jugendlichen gegenüber dem Jugendstadtrat abgebaut werden sowie Kinder- und Jugendliche für die Arbeit dieser Jugendvertretung gewonnen werden.

Gesellschaftliches Engagement Benachteiligter fördern – GEBe-Ansatz

In diesem Projekt wird versucht, subjekt-, sozialraum- und bildungsorientiert benachteiligten Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten zu gesellschaftlichem Engagement zu eröffnen. Dies geschieht, indem Themen und Interessen gerade der Jugendlichen aufgegriffen werden, die bisher von Fachkräften als eher wenig engagiert und gelangweilt wahrgenommen wurden. Der GEBe-Ansatz wird bereits in einer Modelleinrichtung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Solingen durchgeführt. Ziel der Jugendförderung ist es, diesen Ansatz flächendeckend in der Solinger Jugendarbeit zu installieren. Dazu soll im Juni 2019 beim Landesjugendamt ein Antrag zur Installierung des Ansatzes in den drei kommunalen Jugendeinrichtungen unter fachlicher Begleitung gestellt werden. Ab 2021 ist angedacht, den GEBe-Ansatz auch in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit unter freier Trägerschaft zu implementieren. Letztlich soll der Ansatz in den Kinder- und Jugendförderplan für die neue Ratsperiode ab 2020 aufgenommen werden.

Durch die Arbeitsweisen des GEBe-Ansatzes wurde es den Fachkräften möglich, die Anliegen der Jugendlichen und ihre Themen/Motive zu gesellschaftlichem Engagement zu entdecken.

Um das umfangreiche Angebot der Offenen Jugendarbeit und der Jugendverbandsarbeit dokumentieren zu können, wurden die einzelnen Einrichtungen und Verbände sowohl telefonisch als auch schriftlich kontaktiert. Die Gesamtheit dieser Angebote konnte allerdings nicht ermittelt werden, da der Kontakt nicht zu allen Akteuren hergestellt werden konnte. Folgend finden sich die Ergebnisse aus dieser Recherche.

Offene Kinder- und Jugendarbeit

Offene Kinder- und Jugendarbeit bedeutet, dass die Angebote ohne weitere Verpflichtungen von jedem Mädchen und Jungen besucht werden können. Sie sind also nicht an eine Mitgliedschaft oder kontinuierliche Teilnahme gebunden und in der Regel kostenfrei. Im Rahmen der Offenen Jugendarbeit stellt die Jugendförderung Angebote zur Verfügung, die einen pädagogischen, sozialpolitischen und soziokulturellen Auftrag erfüllen. Die Angebote der Offenen Kinder- und Jugendarbeit haben den Anspruch, sämtliche Zielgruppen der Altersgruppe zwischen 6 und 27 Jahren zu erreichen, unabhängig von Bildungs- oder Migrationshintergrund, sozialer Lage oder Geschlecht. Die Angebotsorte und -formen sind dabei sehr vielfältig. Sie reichen von Jugendzentren, Häusern der offenen Tür, Kinder- und Jugendtreffs, Spielmobilen, Abenteuerspielplätzen bis hin zu Schulen, in denen Freizeitmöglichkeiten, Projektarbeit zu bestimmten Fragen, sportliche Aktivitäten, Medienangebote, Hausaufgabenhilfen und vieles mehr angeboten wird.

Verbandliche Jugendarbeit

Jugendverbandsarbeit leistet einen wichtigen Beitrag zur Sozialisation und Persönlichkeitsbildung junger Menschen. Sie bietet vielfältige Chancen und Möglichkeiten der Selbstorganisation, der Interessenvertretung, der politischen Bewusstseinsbildung, des Ehrenamts, der Freizeit und Erholung. Die Angebote der verbandlichen Jugendarbeit richten sich an alle jungen Menschen und eröffnen soziale Räume zur Selbstbestätigung und Mitverantwortung.4 Jugendverbandsarbeit bietet neben Familie und Schule Orientierung und ein Experimentier- und Erlebnisfeld. Die Wünsche, Ideen und Probleme von Jugendlichen werden berücksichtigt. Die Jugendverbandsarbeit vor Ort kann methodisch vielfältig sein: nebeneinander existieren kontinuierliche als auch offene Formen, wie etwa Gruppenstunden oder Projektarbeit. Viele Verbände sind Träger von Bildungsseminaren, Fahrten und Freizeiten, internationalen Jugendbegegnungen und Schulungen für Multiplikatoren.5 Im Stadtjugendring organisieren sich die verschiedenen Träger und Vereine der Jugendarbeit in Solingen. Dabei nehmen auch Jugendliche selbst an den Vorstandssitzungen als Vertreter teil und repräsentieren somit den gesamten Jugendverband in diesem Netzwerk. Jugendliche von insgesamt 23 verschiedenen Jugendvereinen, -verbänden und –initiativen werden durch die Mitgliedervereine im Stadtjugendring vertreten.

Beratungs- und Projektbüro JUMP-IN

Das JUMP-IN (Jugend- und Migrationsprojekte in der Nordstadt) ist ein Beratungs- und Projektbüro für Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund. Das JUMP-IN ist in Trägerschaft der AWO Arbeit & Qualifizierung gGMbH.

Im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe, Jugendsozialarbeit, (außer-) schulischer interkultureller Jugendbildungsarbeit, kultureller- sowie politischer Bildung setzt das JUMP-IN verschiedenste gemeinwesenorientierte Modellprojekte aus den Themenfeldern Integration/Migration, Jugend- und Bürgerengagement, Demokratie, Toleranz, Gewaltprävention, Antirassismus- und Antidiskriminierung und „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ um. Projektbezogen werden zeitgemäße Konzepte der interkulturellen und politischen Jugendarbeit entwickelt. Das Projektbüro arbeitet in enger Kooperation mit vielen Akteuren, Einrichtungen und Netzwerken im Stadtteil.

Im JUMP-IN sind viele Projekte angesiedelt, die sich speziell an Jugendliche, sowohl mit als auch ohne Migrationshintergrund richten und in Trägerschaft der AWO Aqua gGmbH durchgeführt werden:

Veranstaltungen, Workshops etc. in Kooperationen