Neuer Report von CeMAS: Prorussische Desinformation

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Seit der russischen Invasion in die Ukraine 2022 setzt der Kreml verstärkt auf hybride Kriegsführung, um geopolitische Ziele zu erreichen. Ein zentrales Element ist die Desinformationskampagne „Doppelgänger“, die gezielt die öffentliche Meinung in Deutschland, der EU und den USA manipuliert. Ein neuer CeMAS-Report beleuchtet die Mechanismen und Ziele dieser Kampagne und zeigt: Deutschland ist ein wichtiger Schauplatz der russischen Einflussnahme.

Die Kampagne basiert auf gefälschten Inhalten, die strategisch über Social Media verbreitet werden. Geleakte Dokumente der PR-Firma “Social Design Agency” („Factory of Fakes“) geben Einblick in die Methodik. Diese Agentur arbeitet im Auftrag der russischen Präsidialverwaltung mit den Zielen

  • Stärkung der rechtsextremen AFD
  • Förderung von Zukunftsängsten
  • Schwächung der Unterstützung für die Ukraine in Deutschland.

Plattformen wie X (ehemals Twitter) und Facebook spielen eine zentrale Rolle. Auf X werden zahlreiche Accounts eingesetzt, die in koordinierter Weise zusammenarbeiten. Eine Gruppe veröffentlicht neue Beiträge, während andere Accounts diese Inhalte amplifizieren. Diese systematische Verbreitung sorgt dafür, dass prorussische Narrative schnell eine breite Reichweite erzielen. Trotz Meldeverfahren und laufender Prüfungen der EU bleiben viele gemeldete Inhalte wochenlang online. Auf Facebook wird Desinformation zusätzlich durch bezahlte, oft unzureichend gekennzeichnete Anzeigen verbreitet. Plattformen selbst konnten die Verbreitung bisher nicht wirksam unterbinden.

Es gab Teilerfolge bei Eindämmungsversuchen, etwa die Deaktivierung von „Doppelgänger“-Webseiten und Accounts. Dennoch reicht das bisherige Vorgehen nicht aus. Der Report zeigt, dass die Kampagne immer wieder bekannte Muster einsetzt, die Social-Media-Plattformen eigentlich erkennen und proaktiv löschen könnten.

Wenn Plattformen ihre gesellschaftliche Verantwortung nicht wahrnehmen, müssen staatliche Regulierungen eingreifen. Der Digital Services Act (DSA) bietet Ansätze, doch die praktische Umsetzung ist ausbaufähig.

Die russische Desinformationskampagne „Doppelgänger“ ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Herausforderungen, denen Demokratien im Zeitalter digitaler Informationstechnologie gegenüberstehen. Sie zeigt, wie hybride Kriegsführung funktioniert und wie schwer es ist, gezielte Manipulationen zu bekämpfen.

Lehren für die Zukunft

  1. Förderung der Medienkompetenz: Eine informierte Öffentlichkeit ist der beste Schutz gegen Desinformation. Bildungsinitiativen, die die Medienkompetenz stärken, sollten daher verstärkt werden.
  2. Stärkung unabhängiger Medien: Investigativer Journalismus, wie ihn die Süddeutsche Zeitung oder Delfi Estonia in diesem Fall betrieben haben, ist essenziell, um Desinformationskampagnen aufzudecken.
  3. Internationale Zusammenarbeit: Hybride Kriegsführung ist ein globales Problem, das nur durch internationale Kooperation wirksam bekämpft werden kann.

Die „Doppelgänger“-Kampagne zeigt eindrücklich, dass Desinformation nicht nur ein digitales Phänomen ist, sondern ein gezielt eingesetztes Mittel der geopolitischen Einflussnahme. Deutschland steht dabei im Fokus des Kremls, der versucht, die politische Landschaft zu beeinflussen und die öffentliche Meinung zu manipulieren.

Die Verantwortung liegt nicht nur bei Social-Media-Plattformen, sondern auch bei staatlichen Akteuren, unabhängigen Medien und der Zivilgesellschaft. Nur durch konsequentes Handeln und internationale Zusammenarbeit können Desinformationskampagnen wie „Doppelgänger“ effektiv eingedämmt werden.

Es ist entscheidend, wachsam zu bleiben und sich der Mechanismen hybrider Kriegsführung bewusst zu sein. Denn Desinformation gefährdet nicht nur die Demokratie, sondern auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Zum Report: https://cemas.io/publikationen/fortsetzung-folgt-doppelgaenger/241114_cemas_report_06_de_digital.pdf

Beitragsbild: Getty Images / Bloomberg / Kontributor; IMAGO / ZUMA Press Wire
Infografik: PARAT.cc, Carolin Wabra