Bestehende Maßnahmen im Handlungsfeld Sport und Kultur

Bereich Sport

In Solingen gibt es 152 Sportvereine, die insgesamt 48 Sportarten anbieten. Ergänzt wird das Vereinsangebot durch eine Vielzahl von kommerziellen Fitnessanbietern. In den Sportvereinen wird durch die alltägliche Arbeit und das Ehrenamt bereits Integrationsarbeit geleistet. Besonders nennenswert sind dabei die sogenannten Stützpunktvereine, die sich im Rahmen des Bundesprogramms „Integration durch Sport“ in der Integrationsarbeit engagieren. Sie werden durch den Landessportbund finanziell unterstützt und erhalten eine konzeptionelle Beratung und fachliche Qualifikation. In Solingen gibt es fünf Stützpunktvereine, die sich diesem Thema angenommen haben und während dem starken Zuzug von Geflüchteten seit 2015 verstärkt mit Flüchtlingsunterkünften in Kontakt getreten sind.

Im Programm „Integration durch Sport“ ist auch eine Qualifizierung für Vereinsvertreter und Kooperationspartner mit dem Ziel der Sensibilisierung im Bereich Vielfalt beheimatet. In der Fortbildungsreihe „Fit für die Vielfalt“ werden Themen wie „Interkulturelles Lernen“, „Verschiedene Lebensmodelle“ oder „Konflikthafte Situationen-interkulturell bedingt?“ aufgegriffen.

Das Tandem-Projekt des Solinger Sportbundes ist ein weiteres gutes Beispiel, wie die Integration von Geflüchteten und Neuzugewanderten in die Sportvereine gelingen kann. Dabei bilden je ein deutscher und ein zugewanderter Bundesfreiwilligendienstler ein Tandem und absolvieren zusammen die Ausbildung zum Übungsleiter. Nach der Ausbildung leisten die Tandems im Alltag des Sportbundes gemeinsam ihren Freiwilligendienst ab, zu dem es auch gehört, Schulen und Flüchtlingsunterkünfte zu besuchen, um noch mehr Menschen mit Migrationshintergrund zum Sport zu bewegen. Für solche Aufgaben ergänzen sich die Partner im Tandem gut, z.B. weil der oder die Zugewanderte mehrere Sprachen sprechen mit denen sich Interessierte aus den Communities besser erreichen lassen und die deutschen Partner und Partnerinnen eher das hiesige Sport- und Gesellschaftssystem kennen und entsprechend informierter handeln können. Weiterhin sind die Bundesfreiwilligen als Übungsleiter tätig, unterstützen die ehrenamtliche Arbeit im Verein, bei Festen und Veranstaltungen, wirken in der Netzwerkarbeit mit und beraten und begleiten interessierte Geflüchtete bei der Auswahl des passenden Vereins.

Beim Projekt „Der Ball ist bunt“ lädt die Stadt mit dem Solinger Sportbund und dem Fußballkreis Fußballvereine in Solingen ein, sich mit den Themen Antidiskriminierung, Fair Play, Respekt, Vielfalt und Gewaltfreiheit im Fußball inhaltlich auseinanderzusetzen. Im Jahr 2018 gab es eine Neuauflage dieses Projekts, an dem sich wieder mehrere engagierte Fußballvereine beteiligt haben. Dabei ging es speziell um das Thema „Toleranz, Respekt, Fairplay- rund um den Fußballplatz“. Die vertretenen Fußballvereine berichteten von zunehmender Respektlosigkeit und rassistischen Äußerungen auf und neben dem Fußballplatz. Um dieser Entwicklung als Verein begegnen zu können, sei es wichtig, sich als Verein gegen diese Phänomene zu positionieren, auf die Vorbildfunktion von Verantwortungsträgern wie Vorständen aufmerksam zu machen und stärkere Sanktionen bei solchen Vergehen zu verhängen. Weiterhin sei es wichtig, die zukünftigen Trainer bezüglich Interkulturalität und Antidiskriminierung zu qualifizieren. Ein erster Schritt dazu könnten Gespräche mit dem zuständigen (Fußball-)Regionalverband sein.

Bereich Kultur

Solingen ist durch eine Bevölkerung, die aus 140 unterschiedlichen Ländern der Welt stammt, selbstverständlich auch durch eine kulturelle Vielfalt geprägt. Zahlreiche kulturbezogene Migrantenorganisationen spiegeln diese Vielfalt ebenfalls wieder. Menschen mit Zuwanderungsgeschichte schließen sich diesen Vereinen an, leben ihre eigene Kultur, indem sie z.B. gemeinsam traditionelle Feste ihrer Herkunftsregionen feiern und bieten häufig in Form von Tanzgruppen auch der weiteren Bevölkerung einen Einblick diesen Teil ihres kulturellen Erbes. Für die Migrantenorganisationen spielt die Teilnahme am Kulturfestival „Leben braucht Vielfalt“ eine wichtige Rolle. Das Fest bietet seit vielen Jahren Menschen jeglicher Herkunft in der Stadt eine Begegnungsfläche und die Möglichkeit sich öffentlich zu präsentieren. Auch alle anderen Vereine, soziale Akteure, Vertreter der Wirtschaft, Bildungsorganisationen, Verbände, Umweltschutzvereine und die Stadtverwaltung nutzen das Fest, um sich und ihre Arbeit vorzustellen und gemeinsam in den Austausch zu kommen. Stadtteilfeste, wie das Nordstadtfest „Nordstadt (er)leben“, das am Rathaus stattfindet, ergänzen dieses Angebot und feiern in Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen die kulturelle Vielfalt.

Im Bereich von Kunst und Theater bietet das Theater- und Konzerthaus ein vielfältiges Angebot. Regelmäßig finden multikulturelle Theater-, Tanz- oder Musikaufführungen statt. Theaterstücke in türkischer Sprache, das internationale Chorfestival, Thematisierung von Migration und Integration in Theateraufführungen oder die Austragung von kulturellen Festen, gehören zum Programm des Theater- und Konzerthauses. Dabei wird die Mehrzahl dieser Angebote in Zusammenarbeit mit Migrantenvertretungen auf die Beine gestellt. Als gutes Beispiel der interkulturellen Verständigung und Zusammenarbeit kann das Musicalprojekt „We perform“ genannt werden. Das soziokulturelle Zentrum COBRA gGmbH inszeniert seit einigen Jahren Vorstellungen mit geflüchteten und Solinger Jugendlichen. Dabei werden die Themen Flucht, Migration, Ankommen und Neuorientierung künstlerisch durch Musik, Schauspiel und Tanz dargestellt.

Zum Gedenken an die Deportation Solinger Sinti und Roma am 2. und 3. März 1943 findet seit einigen Jahren ein Gipsy Jazz Konzert in Zusammenarbeit zwischen dem Bündnis für Toleranz und Zivilcourage und dem Verein S.O.S. Rassismus statt. Mit dem Konzert soll gezeigt werden, dass die Kultur der Sinti und Roma noch existiert und daran erinnert werden, das Schicksal der von den Nazis Verfolgten nicht zu vergessen.

Das Proberaumhaus „Monkey’s“ der AWO Aqua gGmbH bietet jungen Bands, Musikern, Künstlern und Interessierten die Möglichkeit, sich künstlerisch zu betätigen. 11 Proberäume, ein Jugendkulturzentrum mit Café, ein Tanzraum, ein Ton-Studio, ein Veranstaltungsraum und eine Jam-Session Area bieten vielfältige Möglichkeiten. Jugendliche finden sich zu Konzerten, Workshops, politischen Jugendveranstaltungen oder offenen Jam-Sessions zusammen.

Der Sprache als Medium für die interkulturelle Verständigung wird in mehreren Leseprojekten Aufmerksamkeit geschenkt. Das Kommunale Integrationszentrum arbeitet dafür mit verschiedenen Kooperationspartnern wie der Stadtbibliothek und dem Mehrgenerationenhaus zusammen. Einerseits werden interkulturelle Lesepatinnen und Lesepaten ausgebildet, die in ihrer Muttersprache, einer Fremdsprache oder in der deutschen Sprache vorlesen. In einem weiteren Projekt besuchen Kinder mit Migrationshintergrund Seniorinnen und Senioren mit Zuwanderungsgeschichte in Heimen und lesen ihnen in der Muttersprache vor.