Die prägnantesten Ergebnisse pro Themenfeld der Schulbefragung werden auf dieser Seite in Kurzform dargestellt. Eine ausführliche Darstellung der Ergebnisse finden sie in der folgenden pdf-Datei zum Download:
Alle Einschätzungsfragen waren mit der vierstufigen Skala: „trifft zu“ – „triff eher zu“ – „trifft eher nicht zu“ – „trifft nicht zu“ versehen. Im Folgenden werden die Skalenwerte „trifft zu“ und „trifft eher zu“ zusammenfassend als Zustimmung gewertet, Schülerinnen und Schüler punktuell mit „SuS“ und Lehrerinnen und Lehrer mit „Lehrkräfte“ abgekürzt.
B – Wissen über Gedenktage
Die Schülerinnen und Schüler (SuS) wurden per Multiple Choice (eine richtige, vier falsche, eine Option „weiß ich nicht“) gefragt, an welche Ereignisse am 29. Mai und am 9. November in Solingen bei Gedenkveranstaltungen erinnert wird. Diese beiden Tage spielen eine große Rolle für die lokale Erinnerungskultur. Daher war es der Steuerungsgruppe wichtig, die Schülerinnen und Schüler danach zu befragen.
Ergebnis:
42% der SuS geben an nicht zu wissen, was am 29.05.1993 in Solingen geschehen sei, weitere 10% nennen ein falsches Ereignis. Das Unwissen ist bei SuS mit Migrationshintergrund (Im Folgenden MH) noch höher. Nur 48% aller SuS wissen, dass am 29.05. jährlich an den Brandanschlag erinnert wird. Für das Datum 09.11.1938 ist das Ergebnis sehr ähnlich: Hier geben 40% an, das zugehörige Ereignis Reichspogromnacht nicht zu kennen, 13% entscheiden sich für eine falsche Antwort. Damit können nur 47% das richtige Ereignis nennen.
C – Teilhabe
Die Schülerinnen- und Schülervertretung (SV) ist das an allen Schulen gesetzlich verankerte und in der Praxis auch wichtigste Mitwirkungsgremium für SuS, durch das Partizipation in der Schule gelebt werden kann. Um zu erfahren, wie die SuS die Wirksamkeit der SV erleben, sollten sie ihre Einschätzung zur These „Die Schülerschaft kann durch die Schülervertretung etwas Wichtiges an der Schule verändern“ abgeben.
Ergebnis:
Nur gut die Hälfte der SuS ist davon überzeugt, dass durch die Schülervertretung Wichtiges an der Schule verändert werden kann (52%). Mit zunehmendem Alter nimmt diese Überzeugung stark ab (Klasse 5: 81%, Jgst.13: 38%).
D – Anerkennung
Im Themenbereich „Anerkennung“ war es von Interesse zu erfahren, wie die SuS und die Lehrkräfte kulturelle Vielfalt an der Schule wahrnehmen, wertschätzen und, ob die Herkunft bei Freundschaften oder persönlichen Problemen eine Rolle spielt. Darüber hinaus wurde das Thema der wahrgenommenen Benachteiligung angesprochen.
Ergebnisse:
Die überwiegende Zahl Solinger SuS (83%) fühlen sich von den Lehrkräften ernst genommen. Circa neun von zehn (91%) nehmen wahr, dass an den Schulen alle Menschen unabhängig von Herkunft oder Kultur gleich willkommen sind. Mit zunehmendem Alter der SuS wächst die Tendenz mit Mitschülerinnen und Mitschülern gleicher Herkunft befreundet zu sein (Klasse 5: 30%, Jgst. 13: 50%). Rund jede vierte Schülerin und jeder vierte Schüler (27%) empfindet die Schule nicht als sicheren Ort. SuS mit Migrationshintergrund sind deutlich eher der Auffassung, dass sie mehr Leistung für die gleiche Anerkennung liefern müssen (kein MH: 20%, sekundärer MH: 40%, selbst zugewandert: 40%, neu zugewandert: 45%).
E – Chancengleichheit
Die SuS wurden nach der Einschätzung ihrer Erfolgschancen im späteren Leben befragt. Hier war es von Interesse herauszufinden, ob die eigene Herkunft Einfluss auf die empfundene Chancengleichheit hat.
Ergebnisse:
Es herrscht – unabhängig vom Migrationsstatus – ein relativ hoher Optimismus vor: Rund neun von zehn SuS (89%) sind der Auffassung, in Zukunft das schaffen zu können, was sie gerne möchten.
Die Lehrkräfte wurden nach der Einschätzung ihrer Aufstiegschancen innerhalb der Schule gefragt.
Ergebnisse:
17% der Lehrkräfte mit MH empfinden sich aufgrund ihrer Herkunft in ihrer Zukunftsplanung eingeschränkt, mehr als jede vierte und jeder vierte (28%) von Ihnen sieht für sich schlechtere Aufstiegschancen als für Kolleginnen und Kollegen ohne Migrationshintergrund.
F – Diskriminierung
Im Themenfeld „Diskriminierung“ konnten verschiedene Aspekte des Alltagsrassismus abgedeckt werden. Von wahrgenommenen Benachteiligungen, oder Beleidigungen aufgrund der Herkunft bis zum Umgang mit verschiedenen Religionen und Kulturen im Schulalltag wurden die Schülerinnen und Schüler und die Lehrerinnen und Lehrer befragt. Ebenso wurde nach der Reaktion der Betroffenen auf etwaige Diskriminierungserfahrungen gefragt.
Ergebnisse:
17% aller Schülerinnen und Schüler finden, dass sich deutsche SuS „mehr Unsinn erlauben“ können bevor dies sanktioniert wird. Allerdings unterscheiden sich die Gruppen nach Migrationsstatus: von den selbst Zugewanderten teilen 32% diese Einschätzung, von denen, deren Eltern zugewandert sind 25%, von den SuS ohne MH sehen nur 10% in dieser Situation eine Diskriminierung aufgrund der Herkunft.
Mehr als ein Drittel der SuS mit MH (37%) gibt an, bereits einmal von einer anderen Schülerin oder einem anderen Schüler aufgrund der Herkunft beleidigt worden zu sein. Jede vierte Schülerin und jeder vierte Schüler ohne MH (26,4%) gibt an, beleidigt worden zu sein, weil man Deutsche oder Deutscher sei.
Ob sich SuS von Lehrerinnen und Lehrern beleidigt sehen, ist stark von der Dauer des Aufenthalts in Deutschland abhängig: 31,4% der neu Zugewanderten (weniger als drei Jahre in Deutschland) geben an, schon einmal von einer Lehrerin oder einem Lehrer beleidigt worden zu sein, bei den selbst zugewanderten SuS sind das 16,4%, während nur 12,4% der SuS der zweiten Generation diese Aussage bestätigen können. Lediglich 3,6% der SuS ohne MH geben an, schon einmal von einer Lehrerin oder einem Lehrer aufgrund der Herkunft beleidigt worden zu sein.
Mehr als die Hälfte der SuS (58%) gibt an, beobachtet zu haben, dass jemand auf dem Handy wegen seiner Herkunft beleidigt wurde, wobei dieser Anteil sowohl bei den in Deutschland geborenen SuS mit MH (63%) als auch bei den selbst zugewanderten SuS (67%) signifikant höher liegt als bei den SuS ohne MH (54%). Von den Zugewanderten wird rassistische Diskriminierung also deutlich mehr
wahrgenommen.
45% der SuS sind der Auffassung, dass „Sprüche“, die sich auf die Herkunft beziehen, nicht verletzend seien.
Beinahe jede zweite Schülerin und jeder zweite Schüler mit MH (sekundärer MH: 46,4%, selbst zugewandert: 46,6%, neu zugewandert: 49%) hat Beleidigungen oder Benachteiligungen von SuS aufgrund der Herkunft beobachtet, bei den SuS ohne MH ist es jede und jeder Dritte (32%).
Fast drei von fünf aller befragten SuS (59%) sind der Auffassung, dass auf die jeweilige Kultur und Religion im Schulalltag Rücksicht genommen wird. Je kürzer der bisherige Aufenthalt, desto geringer die Zustimmung (selbst zugewandert: 50%, neu zugewandert: 43%).
H – Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
Die Bezugspunkte gegenseitiger Beschimpfungen können ein Indikator für das Ausmaß der jeweiligen Feindseligkeiten sein. Dazu wurden die SuS mit der offenen Frage: „Welche Worte werden auf dem Schulhof als Schimpfworte benutzt?“ konfrontiert. Die genannten Worte wurden ausgezählt und in eine Rangfolge gebracht. Den Lehrerinnen und Lehrern wurde eine inhaltliche Kategorisierung als Mehrfachauswahl vorgelegt, wobei die Kategorie Herkunft mit konkreten Beispielen abgefragt wurde.
Ergebnisse:
Mit 3,4% ist bei den SuS das Wort „Kanake“ auf Rang 16 der genannten Schimpfworte, „Jude“ mit 3,2% auf Rang 20, „Ausländer“ auf Rang 26. Die Worte auf Rang 1 bis 15 beziehen sich nicht auf Herkunft, Sprache oder Religionszugehörigkeit.
Schimpfworte mit Herkunftsbezug werden auch nach Ansicht der Lehrkräfte eher nachrangig benutzt (14,5%). Fäkalsprache, Aussehen, Intelligenz, sexuelle Orientierung, Behinderung und Sexualität/Prostitution sind, in dieser Reihenfolge, die vorrangigen Bereiche aus denen Schimpfworte gebildet werden.
Angelehnt an die Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung sollte herausgefunden werden, wie die SuS und die Lehrkräfte zu einzelnen Gruppierungen wie Roma und Sinti, Menschen muslimischen Glaubens, Geflüchteten und Menschen jüdischen Glaubens stehen. Themen wie Zuwanderung, Angst vor Kriminalität durch Migrantinnen und Migranten und antisemitische Äußerungen wurden in diesem Bereich erfragt.
Knapp ein Drittel der SuS (30%) gibt an, Angst davor zu haben, dass zu viele Asylbewerberinnen und Asylbewerber nach Deutschland kommen und ca. ebenso viele (31%) hätten ein Problem damit, wenn diese in der Nähe untergebracht wären.
Diversität an sich wurde durch die Befragten jedoch positiv eingeschätzt: Mehr als 80% der SuS finden es für die Schulgemeinschaft gut, dass viele eine unterschiedliche Herkunft haben.
Islamophobie
Nur jede zweite Schülerin und jeder zweite Schüler (50%) ist der Auffassung, dass der Islam zu Deutschland gehört (SuS mit sekundärem MH: 61%, alle anderen: 41-46%). Bei den Lehrkräften beträgt die Zustimmung 71%. Mehr als jede dritte Schülerin und jeder dritte Schüler (35%) gibt an, sich durch die vielen Muslime hier manchmal fremd im eigenen Land zu fühlen (SuS ohne MH: 40%), wobei die Zustimmung zu dieser These mit zunehmendem Alter ansteigt (Jgst. 13: 49%).
Antisemitismus
13% der SuS sind der Auffassung, dass die Juden zu viel bestimmen würden, unabhängig davon, ob sie persönlich Juden kennen oder nicht. Menschen mit MH stimmen dieser These eher zu als nicht Zugewanderte und das umso stärker, je kürzer die Zuwanderung zurückliegt (sekundärer MH: 16%, selbst zugewandert: 22%, neu zugewandert: 47%,). 97% der Lehrkräfte lehnen eine ähnlich
formulierte These ganz oder teilweise ab.
Antiziganismus
Mehr als jede fünfte Schülerin und jeder fünfte Schüler (35%) gibt an, ein Problem damit zu haben, wenn Sinti und Roma in der Nachbarschaft leben. Bei zugewanderten SuS ist die Zustimmung am stärksten (selbst zugewandert: 46%, neu zugewandert: 45%). Bei den Lehrerinnen und Lehrern hätte jede und jeder fünfte (21%) ein Problem damit, wenn sich Sinti und Roma in der Gegend aufhielten. 43% der SuS sind der Auffassung, dass Sinti und Roma zu Kriminalität neigen.
J – Rechtsextremismus
Zum Themenbereich „Rechtsextremismus“ wurden aufgrund der Komplexität des Themas ausschließlich SuS ab der Jahrgangsstufe 9 befragt. Von Interesse war hier, wie die SuS Statements der in der Mitte-Studie verwendeten Kategorien Chauvinismus und die Befürwortung einer rechtsgerichteten Diktatur bewerten. Zudem wurde die Wahrnehmung verschiedener extremistischer Äußerungen erhoben.
Ergebnisse:
Jede dritte Schülerin und jeder dritte Schüler (33%) ist der Auffassung, dass das „oberste Ziel eines Landes“ sein sollte stärker zu sein als das andere. Bei den SuS mit MH ist die Zustimmung stärker (sekundärer MH: 36%, selbst zugewandert: 44%, neu zugewandert: 50%) als bei SuS ohne MH (30%).
43% der SuS finden, dass Deutschland jetzt (November 2017) eine einzige starke Partei brauche, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert. Auch hier gibt es stärkere Zustimmung bei den SuS mit MH (sekundärer MH: 50%, selbst zugewandert: 55%, neu zugewandert: 50%).
Jede fünfte Schülerin und jeder fünfte Schüler (21%) unterstützt die Idee eines starken Führers, der das Land zum Wohle des Volkes mit starker Hand regiert. Diese These wird von männlichen SuS (24%) sowie von SuS mit MH (sekundärer MH: 24%, selbst zugewandert: 31%, neu zugewandert: 50%) eher bejaht als von anderen.
Sowohl rund ein Drittel der SuS (38%) als auch der Lehrerinnen und Lehrer (34%) nehmen SuS wahr, die religiös-extremistische Einstellungen äußern.
Noch mehr nehmen Äußerungen im Bereich des Rechtsextremismus wahr (43% SuS, 38% Lehrkräfte). Jede dritte Schülerin und jeder dritte Schüler (35%) gibt an, in der Schule manchmal rechtsextreme Schmierereien zu sehen.
K – Gewünschte Maßnahmen
Da mit NRWeltoffen auch Maßnahmen entwickelt werden sollen, wurde erhoben, welche Maßnahmen es bereits gibt, wie ihre Wirkung eingeschätzt wird und welcher direkte Maßnahmenbedarf existiert.
Ergebnisse:
„Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ wird von den Schülerinnen und Schülern mit Abstand am erfolgreichsten (24,5%) angesehen, aber auch als die Maßnahme, die am meisten Spaß macht (11,4%).
Sowohl SuS als auch Lehrkräfte sehen in der Verbesserung des friedlichen Umgangs miteinander und in einem freundlicheren Umgangston gute Möglichkeiten, das soziale Miteinander zu verbessern.
Jede zweite Lehrkraft (51,4%) wünscht sich integrierte Konzepte für Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte, ca. jede und jeder dritte Unterrichtsreihen (36,6%) und Fortbildungen (32,6%).