Grußwort Jürgen Hardt (MdB) an das Humboldtgymnasium 17.11.2022

Grußwort anlässlich der Titelverleihung “Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage” an das Humboldtgymnasium Solingen am 17. November 2022

PDF Grußwort Humboldt-Gymnasium_Solingen_MD 14.11.2022

Sehr geehrter Herr Lübeck,
liebe Schülerinnen, liebe Schüler, sehr geehrte Damen und Herren,

mehr als ein Fünftel (22 Prozent) der in Deutschland lebenden Menschen sind selbst schon einmal Opfer von Rassismus geworden. 90 Prozent der deutschen Bevölkerung sagen, dass es Rassismus in Deutschland gebe und fast 50 Prozent stimmen der Aussage zu, dass wir in einer rassistischen Gesellschaft leben. Zu diesen Ergebnis- sen kommt die im Mai 2022 veröffentlichte erste Studie zum Nationalen Diskriminierungs- und Rassismus- monitor (NaDiRa) des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung. Zwar gehen die Mei- nungen darüber, wie Rassismus verstanden wird, auseinander; 80 Prozent der Bevölkerung sind allerdings der Meinung, dass rassistische Ausschlussmechanismen vor allem in den Lebensbereichen Schule, Wohnen und Arbeit bestehen. Positiv zu vermerken ist laut der Studie, dass knapp 70 Prozent der Menschen in Deutschland bereit sind, Rassismus entgegenzutreten und sich zu engagieren, und dieses Potenzial vor allem in den jüngeren Altersgruppen sehr stark ausgeprägt ist.

Angesichts dieser doch überraschenden Erkenntnisse freut es mich umso mehr, dass Sie – liebe Schülerinnen und Schüler des Humboldtgymnasiums und Sie, Herr Lübeck, mit Ihrem Engagement dazu beigetragen haben, dass dem Humboldtgymnasium heute der Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verliehen wird. Damit wird das Humboldtgymnasium, das auf eine über hundertjährige traditionsreiche Geschichte zurückblickt, in das bundesweit größte Schulnetzwerk zur Bekämpfung von Rassismus und jeglicher Form von Diskriminierung aufgenommen. Dazu gratuliere ich Ihnen allen ganz herzlich. Leider kann ich an der heutigen Veranstaltung zur Titelverleihung nicht teilnehmen, da ich als außenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion an der Vorstandssitzung der Europäischen Volkspartei in Lissabon teilnehmen muss. Ich bedaure umso mehr, heute nicht bei Ihnen und euch am Humboldtgymnasium sein zu können, da ich sogar Pate dieses Projekts bin.

Liebe Schülerinnen und Schüler, mit eurer Unterschrift habt ihr euch die Selbstverpflichtung auferlegt, im Schulalltag bewusst Rassismus und jeglicher Art von Diskriminierung entgegenzutreten und euch für einen respektvollen und toleranten Umgang miteinander einzusetzen. Ihr bekennt euch zu einer Kultur des „Hin- sehens“ und geht Konflikten, Mobbing und verletzenden Äußerungen nicht aus dem Weg. Das freut mich sehr.

Wie ich erfahren habe, habt ihr euch im Vorfeld der Bewerbung mit dem Thema Antisemitismus auseinander- gesetzt, bspw. durch die Organisation der Ausstellung „Du Jude“. Dieses schulische Engagement halte ich für die Förderung unserer Demokratie und eine aktive Teilnahme eines jeden an ihr für überaus wertvoll.

Die heute stattfindende Demokratiekonferenz stellt ein vorbildliches Projekt dar, um ein respektvolles und tolerantes Miteinander im Schulalltag und darüber hinaus auch im privaten Bereich zu fördern.

Eine aktive Demokratieförderung und die Sensibilisierung von Schülerinnen und Schülern für unsere demokratischen Werte und das Leben in unserem demokratisch verfassten, sozialen Rechtsstaat findet an unseren Schulen häufig noch zu wenig statt. Dabei ist die Erziehung hin zur Demokratie die beste Prävention gegen ein Aufflammen von Rassismus, Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit an der Schule. Das Verständnis für die Demokratie und ihre demokratischen Werte gehört für mich auch zur Förderung eines allgemeinen Bildungsideals, dessen Verfechter Humboldt als Namensgeber der Schule war, dazu.

Ich bin mir ganz sicher, dass ihr – liebe Schülerinnen und Schüler – durch eure aktive und engagierte Teilnahme am Netzwerk „Schule ohne Rassismus“ diese Demokratiekompetenz erwerben und erweitern werdet. In diesem Sinne „Courage“ für all eure Aktivitäten in dem bundesweiten Netzwerk!

Ihr

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Jürgen Hardt, MdB