Gesellschaftlichen Zusammenhalt festigen – Feindselige Einstellungen überwinden

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Das Diakonische Werk hat mit der Stadt eine Studie auf den Weg gebracht – um menschenfeindliche Tendenzen und gesellschaftlichen Zusammenhalt in Solingen zu untersuchen. Ergebnisse liegen vor: Nun sind Gesellschaft, Politik und Kirche am Zug.

Das Ergebnis-Papier der Mitte-Studie hat 143 Seiten. Mehr als 1500 Menschen aus ganz Solingen haben dafür Auskunft gegeben – über ihren Blick auf Solingen, über Zuwanderung, Sorgen und Ängste, über ihr Gerechtigkeitsempfinden und über gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die meisten antworteten in einem Online-Fragebogen. Es wurden aber auch Gruppendiskussionen ausgewertet und Gespräche mit Solinger Fachleuten aus Sozialarbeit, Wirtschaft, Politik, Schule und Sport geführt. Die Studie kommt zu einem klaren Schluss: Solingen braucht mehr Kommunikation. Nur der Dialog könne die Situation verbessern.

Oberbürgermeister Tim Kurzbach: „Im Schatten der Corona-Pandemie ist in Teilen der Bürgerschaft Unzufriedenheit entstanden, Freiheiten wurden notgedrungen eingeschränkt, das Leben „von oben“ vielfach reglementiert. Die Menschen hatten Sorgen um ihre Arbeit und ihre Zukunft. Solche Ängste und Nöte bilden immer einen Humus, auf dem Verschwörungstheorien und einfache Schuldzuweisungen wachsen und gedeihen. Wir müssen achtsam sein, dass aus kleinen Zirkeln von Querdenkern und ähnlichen Ideologen keine politischen Bewegungen entstehen, die unsere demokratische und vielfältige Gesellschaft erschüttern können.  Die Mitte-Studie bestärkt uns kommunalpolitisch Verantwortliche darin, den guten Kurs, den wir in Solingen seit Jahrzehnten verfolgen, weiter fortzusetzen: 140 Nationen – eine Stadt. Solingen ist gelebte Vielfalt. Und das ist gut so.“

Weitere Projekte in der zweiten Jahreshälfte

Das Diakonische Werk und die Stadt Solingen mit ihrem Stadtdienst Integration, die die Studie gemeinsam auf den Weg gebracht haben, wollen für diesen Dialog einen neuen Anstoß geben. Zur Präsentation der Studien-Ergebnisse hatten sie deswegen möglichst viele Akteure aus der Zivilgesellschaft, aus Politik und Kirche zur „Zusammenhaltskonferenz“ eingeladen. Online stellten Vertreter des Diakonischen Werks, der Stadt und des Unternehmens „Context“, das die Studie durchgeführt hatte, die Ergebnisse vor. 60 Vertreterinnen und Vertreter aus Jugendhilfe und -förderung, aus Politik und Sport, Wirtschaftsförderung und Quartiersarbeit nahmen an der Online-Konferenz teil. Sie soll der Ausgangspunkt sein für weitere Aktionen und Projekte im zweiten Jahreshalbjahr, um den Zusammenhalt in Solingen zu stärken. „Es war uns wichtig, breit einzuladen“, erklärt Ulrike Kilp, Geschäftsführerin des Diakonischen Werks im Evangelischen Kirchenkreis Solingen. Schließlich seien auch danach viele Akteure gefragt, wenn es darum gehe, mit den Ergebnissen zu arbeiten.

Einblicke in Haltungen und Denkweisen

Diese Ergebnisse geben recht schonungslos Aufschluss über menschenfeindliche Tendenzen und gesellschaftlichen Zusammenhalt in der ganzen Stadt. Es sieht Einblicke in Haltungen und Denkweisen in der Mitte der Gesellschaft. Daher rührt auch der Titel der Studie und nicht vom Solinger Stadtbezirk Mitte. Jeder Vierte glaubt zum Beispiel, dass in Solingen zu viele Menschen leben, die „von woanders herkommen“. 16 Prozent der Befragten fühlen sich ausgegrenzt. Auf der anderen Seite sehen sich immerhin 55 Prozent der Menschen in Solingen nicht von „zu vielen Fremden“ in der Stadt umgeben. 63 Prozent wollen in Solingen alt werden. 50 Prozent sagen, sie würden die gleiche Anerkennung in der Stadt erfahren, wie die anderen Bürger. „Wir wissen von keiner anderen Kommune, die so intensiv dieses Thema wissenschaftlich untersucht hat“, sagt Ulrike Kilp. So genau hinzuschauen, dazu gehöre auch Mut.

„Wir erleben dieses Thema auch in unserem Alltag“, betont die Diakonie-Geschäftsführerin. Zum Beispiel wenn im Kindergarten Sorgen um Ausgrenzung und Rassismus auftauchen. Oder im Bildungsbereich oder der sozialen Arbeit Menschen verschiedener Weltanschauungen aufeinandertreffen. „Wir wollen Strategien lernen, damit umzugehen“, sagt Ulrike Kilp. Aber: „Das geht nicht ohne Haltung!“

Kernaussagen gesamt

•        Die überwiegende Mehrheit der Solinger*innen nimmt einen intakten Zusammenhalt in der Stadt wahr und hegt keine menschenfeindlichen Einstellungen.

•        Teile der Bevölkerung sind offen für Verschwörungsideologien, empfinden sich politisch desillusioniert und/oder haben feindliche Einstellungen gegen verschiedene Gruppierungen.

•        Vermehrte Kontakte und Begegnungen verschiedener Gruppen, gesellschaftliche und politische Beteiligung sowie eine Ausweitung von Bildungsangeboten scheinen die geeigneten Schlüssel zu einem noch stärkeren gesellschaftlichen Zusammenhalt

Schlussfolgerungen für Solingen

•        Wenn das Leitziel die weitere Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts ist, empfehlen sich auf Basis der Erhebung, die Verfolgung folgender Mittlerziele:

•        Kontakte diverser Gruppen untereinander erleichtern

•        Verschwörungsglauben ernst nehmen und bearbeiten

•        Politische Beteiligung ausbauen

•        Mehr Bildung ermöglichen

•        Das Vertrauen in Institutionen stärken

•        Klima der Anerkennung und Solidarität schaffen

Info

Eine Präsentation der Ergebnisse der Mitte-Studie finden Interessierte auf https://zusammen-solingen.de.

Sie möchten die Ergebnisse der Solinger Mitte-Studie in Ihrem Ausschuss, Ihrem Gremium oder Ihrer Initiative vorstellen? Fragen Sie uns an, wir kommen gerne zu Ihnen.

Koordinierungs- und Fachstelle NRWeltoffen Solingen
Diakonisches Werk Solingen
Tel. 0212 287-231
Kristiina Albrecht, kristiina.albrecht@evangelische-kirche-solingen.de
Wolfgang Arzt, wolfgang.arzt@evangelische-kirche-solingen.de

Koordinierungs- und Fachstelle Demokratie leben! Solingen
Stadtdienst Integration
Michael Roden, m.roden@solingen.de
Tel. 0212 290-2720

Michael Roden, Stadtdienst Integration: „Es ist sehr hoch erfreulich, dass wir in Zusammenarbeit mit Prof. Zick und seinem Team noch mehr über uns Solinger:innen erfahren und lernen können. Jede:r einzelne von uns 160.000 Menschen hat es verdient, sich hier so wohl und anerkannt zu fühlen, wie jede:r andere. Die vertiefenden Hinweise auf konkrete Herausforderungen in unserem Zusammenleben sind auf Dauer von großem Wert.“