Eltern von Solinger Schulen sprechen über Erfahrungen mit Diskriminierung

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Ergebnisse der Online-Befragung wurden interessierten Eltern vorgestellt

Ende 2019 war auf Initiative der Stadtschulpflegschaft im Rahmen des Programmes NRWeltoffen eine Online-Befragung zum Thema „Demokratie- und Menschenrechtsklima an den Schulen“ durchgeführt worden. Die Befragung knüpfte an eine Erhebung unter Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräften aus dem November 2017 an. Diesmal war die Perspektive der Eltern gefragt. An der von context GbR aus Köln durchgeführten Erhebung, die dank des mobilen Übersetzungsdienstes der Stadt Solingen in fünf verschiedenen Sprachen verfügbar war, beteiligten sich insgesamt mehr als 700 Eltern. Davon sind 84,7% Mütter und 15,3% Väter, 21,7% haben Migrationshintergrund, und 57,6% der Teilnehmenden sind zwischen 36 und 45 Jahren alt.

Drei wesentliche Ergebnisse aus den Themenfeldern Teilhabe/Diskriminierung, Gedenktage und Medienkompetenz wurden interessierten Eltern nun im Rahmen einer Online-Elternkonferenz, zu der Stadtschulpflegschaft, Diakonisches Werk und Stadtdienst Integration eingeladen hatten, vorgestellt.

Demnach empfindet ein erheblicher Teil der befragten Eltern, dass Kinder aus zugewanderten Familien im Schulsystem benachteiligt sind (23%). Eltern, die nicht aus Deutschland kommen, sehen die Befragten sogar stärker benachteiligt (40%). Die sprachliche Barriere spielt bei den befragten Eltern keine große Rolle.

Der überwiegende Teil der Befragten (77%) zeigt sich mit der Art und Weise, wie die Thematik der Gedenktage (z.B. Gedenken an den Solinger Brandanschlag vom 29. Mai) in der Schule behandelt wird, zufrieden. Dennoch wünschen sich 44% der Eltern mit Migrationshintergrund und 36% der Eltern ohne Migrationshintergrund eine stärkere Bearbeitung des Themas in der Schule (Ende 2017 hatten 41,9% der befragten Schülerinnen und Schüler auf die Frage „Am 29.05. gab es einen Brandanschlag auf ein Haus in Solingen. Was ist passiert?“ geantwortet: „Weiß ich nicht“).

Beispielhaft wurde die Herausforderung der Eltern durch rassistische und diskriminierende Inhalte, die ihre Kinder über das Netz erreichen, durch einen Kommentar aus der Befragung deutlich: „In der what´s app-Gruppe meines Sohnes wurde eine Hitlerrede gepostet und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.“

Neben der Präsentation der Ergebnisse war ein wesentliches Ziel der Elternkonferenz, mit den Eltern in den Austausch zu kommen und ihre Sicht zu den Befragungsergebnissen zu erfahren. Dies gelang in den anschließenden Breakout-Sessions. In den Gruppengesprächen wurden eigene Erfahrungen geteilt sowie mögliche Schlussfolgerungen diskutiert.  Die Vorstände der Stadtschulpflegschaft, Antonia Depner und Dirk Protzen, zeigten sich angetan von der engagierten Beteiligung:

„Viele Eltern sind interessiert, wollen helfen, sich austauschen und mitwirken, um das Schulleben der Kinder zu verbessern.“

Alle Teilnehmenden waren sich einig: Diese Veranstaltung war, obwohl durch die derzeitigen Umstände als Online-Veranstaltung umgesetzt, gelungen und darf gerne fortgesetzt werden. Beispielhaft ein Zitat aus dem Gruppenchat:

„Ich fand die Ergebnisse sehr spannend, hätte gerne noch weitere Details gehört (…) Die politische Bildung insgesamt finde ich ein wichtiges Thema, und es ist in den Schulen noch zu wenig bearbeitet.“