Fachtag: “Sichtbar machen – Romaleben in Solingen”
Wuppertaler Str. 160 42653 Solingen

Sehr geehrte Damen und Herren,
anlässlich des Internationalen Tages der Roma laden wir Sie herzlich am Samstag, den 29. April, ab 12 Uhr zum Fachtag „Sichtbar machen – Romaleben in Solingen“ im Zentrum für verfolgte Künste ein.
Noch immer werden Roma, die größte ethnische Minderheit Europas, diskriminiert. Am Fachtag möchten wir Romaleben in Solingen sichtbar machen, indem für ihre Situation sensibilisieren, Diskriminierungen benennen und den Dialog aller fördern.
Dazu werden Bürgermeister Thilo Schnor und Aslı Sevindim (Abteilungsleiterin Integration im Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW) den Fachtag mit ihren Grußworten eröffnen. Kasm Cesmedi (Vorsitzender des Landesrates der Roma NRW) gibt in seinem Fachvortrag einen Überblick zur aktuellen Lage und den Herausforderungen von Roma in NRW.
Um einen tiefergehenden Einblick in die Situation der Roma zu bekommen, werden Workshops zu verschiedenen Themen angeboten:
· Schul- und Bildungssituation von zugewanderten Roma in NRW
· Antiziganismus – Ursachen und Handlungsansätze
· Soziale Situation zugewanderter Roma in NRW
· Empowerment zugewanderter Roma-Frauen im Kontext von Power-Sharing
Der Fachtag wird mit einer Podiumsdiskussion abgerundet, die den Teilnehmenden die Möglichkeit bietet, die im Laufe des Tages behandelten Themen zu diskutieren und abschließende Erkenntnisse zu gewinnen.
Für Ihr leibliches Wohl wird gesorgt.
Wir bitten herzlich um Anmeldung vorab unter: https://t1p.de/Fachtag23
Programm
Ab 11 Uhr Ankommen
12 -13 Uhr
Musikalischer Einstieg Djelem, Djelem von Nevzat Ibrahimi und Enis Ibraimi Grußworte von Bürgermeister Thilo Schnor (Stadt Solingen) und Aslı Sevindim (Abteilungsleiterin Integration im Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW)
Impulsvortrag von Kasm Cesmedi (Vorsitzender des Landesrats der Roma NRW)
13-14.45 Uhr
Workshops
14.45-15.30 Uhr
Mittagspause
15.30 – 16.30 Uhr
Podiumsdiskussion mit Rahela Kovacz, Milena Yolova, Miman Jaharovski, Senad Bahtijari, Jasin Culjandji moderiert von Sebastijan Kurtishi
Abschluss
Workshops
1) Schul- und Bildungssituation von zugewanderten Roma in NRW
Seit der Zuwanderung im Zuge der EU-Osterweiterung stehen Schulen vor besonderen Herausforderungen. Die Gründe und Ursachen der vermeintlichen Bildungsferne sind vielfältig. In einem kurzen Input werden diese näher beleuchtet.
Damit die Bildungsteilhabe von zugewanderten Roma aus Südosteuropa gelingt, widmen wir uns anschließend den Fragen: Was soll Schule leisten, was Roma(- Familien)? Welche strukturellen Veränderungen sind notwendig? Im interaktiven Plenum eruieren wir Handlungsmöglichkeiten und Lösungsstrategien.
Dzoni Sichelschmidt ist in Kosovo (Prizren) geboren, Sozialarbeiter und Bildungsberater in Hamburg, Träger des Hamburger Bürger-Preises und Gründer von ROMED-Deutschland e.V.
Kasm Cesmedi ist Gesamtschullehrer und unterrichtet u.a. Sozialwissenschaften und Geschichte. Als Rom engagiert er sich in verschiedenen Vereinen und Organisationen zugewanderter Roma und ist Vorsitzender des „Landesrates der Roma NRW“. In seiner politischen Bildungsarbeit widmet sich Kasm Cesmedi insbesondere dem Thema „Anerkennung durch Bildung“.
2) Antiziganismus – Ursachen und Handlungsansätze
Antiziganismus als spezifische Form des Rassismus gegen Angehörige der Roma- Minderheit ist in Deutschland allgegenwärtig. Durch aktuelle Begriffe wie „Armutszuwanderung“ und „Sozialbetrug“ wird er medial und politisch angefacht und ist durch seine Historie diskursiv tief verankert. Ziel des Workshops ist, Fachkräfte für Ausprägungen von Antiziganismus zu sensibilisieren und für den richtigen Umgang mit Antiziganismus im Praxisalltag zu schulen. In einem kurzen Input beleuchten wir die Geschichte sowie die Diversität der Lebensrealitäten der in Deutschland lebenden Roma und damit verbundene unterschiedliche Positionen und Bedürfnisse in Bezug auf die Inklusion in der Gesellschaft. Der Workshop ist interaktiv angelegt und setzt eine aktive Mitarbeit der Teilnehmenden voraus.
Ismeta Stojkovic ist in Deutschland geboren und in Serbien aufgewachsen. In Serbien hat sie an der Philologischen Fakultät der Universität Belgrad Arabische und Englische Sprache studiert und ist Dipl. Philologin für Arabische Sprache und Literatur. Seit 21 Jahren lebt Ismeta Stojkovic in Deutschland und ist seit 12 Jahren im Bereich Antiziganismus/Bildung der Sinti und Roma Kinder tätig. Derzeit leitet Ismeta Stojkovic das Projekt zum Aufbau der Meldestelle Antiziganismus NRW.
Hamze Bytyçi ist Aktivist, Medien- und Theaterpädagoge, Regisseur und Kurator. Im Kampf gegen Antiziganismus initiierte er viele Bündnisse, Vereine und Festivals wie
darunter u.a. den Verein Amaro Drom e.V., den ROMADAY in Berlin, das Bündnis für Solidarität mit den Sinti und Roma Europas, LinksKanax*, die Roma-Biennale und das Roma-Filmfestival AKE DIKHEA? Seit 2012 ist er Vorsitzender von RomaTrial e.V. und Vorstandsmitglied der Berliner Linken sowie der Neue Deutsche Organisation (ndo), der Vielfalt im Film (ViF) und Mitglied der CPPD – Coalition for Pluralistic Public Discourse.
3) Soziale Situation zugewanderter Roma in NRW
Die Situation der Roma in NRW ist schwierig und teilweise prekär, insbesondere was den Zugang zu den Regeldiensten Wohnen, Arbeit, Gesundheit und Soziales angeht: Roma sind übermäßig von Arbeitslosigkeit, drohender Obdachlosigkeit und prekären Beschäftigungsverhältnissen betroffen. Zudem erhalten in NRW lebende Roma nur schwer Zugang zur Gesundheitsversorgung oder sind von dieser ganz ausgeschlossen. Dieser Workshop thematisiert die Herausforderungen der Inklusion der Roma in die Regeldienste und verdeutlicht, was und wie viel hier noch getan werden muss.
Enis Ibrahimi ist Sozialarbeiter/Sozialpädagoge aus Köln und derzeit tätig als
sozialpädagogische Fachkraft im Auftrag des Jugendamtes der Stadt Köln. Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Arbeits- und Wohnungsvermittlung, sowie die Eingliederung in das Krankenversicherungs- und Gesundheitswesen von Roma- Familien in s.g. Brennpunkt-Stadtteilen. Zudem ist er der Vorsitzende des Roma-Vereins Bach e.V. in Köln. Enis Ibrahimi ist in Mazedonien geboren und lebt seit 2003 in Deutschland.
Tarzan Adzaj kommt aus Dortmund und ist der Vorsitzende der Selbstorganisation RomaThan e.V. In Dortmund begleitet Tarzan Adzaj seit sieben Jahren Roma-Familien zu Behördengängen und unterstütz sie bei der Suche nach Arbeit Wohnung, Kita- und Schulplätzen.
4) Empowerment zugewanderter Roma-Frauen im Kontext von Power-Sharing
Empowerment zielt darauf ab, dass Menschen die Fähigkeit entwickeln ihre soziale Lebenswelt und ihr Leben selbst zu gestalten, anstatt sich von außen gestalten zu lassen. Auch Roma-Frauen, die strukturelle Benachteiligung erfahren und denen Partizipation und Chancengleichheit verwehrt bleiben, arbeiten mit Empowerment, um Kräfte zu generieren und ihre Rechte auf allen Ebenen einzufordern.
In einem kurzen Input wird für die Hürden, die Romafrauen (Romnja) zusätzlich zu den üblichen noch nicht eingelebten Frauenrechten zu überwinden haben, und ihre daraus entwickelten Resilienzen sensibilisiert. Anschließend widmen wir uns gemeinsam den Fragen: Wie können diskriminierende Lebensbedingungen durch gegenseitige Unterstützung und soziale Aktionen überwunden werden? Wie kann durch eine konstruktive Zusammenarbeit im Kontext des Power-Sharings eine Akzeptanz gelingen, und welche Maßnahmen müssen zur Gestaltung unsrer Zukunft entwickelt werden?
Elvira Ajvazi ist Roma-Aktivistin und seit 15 Jahren in der Familienberatung an Grundschulen in Ahlen tätig.
Sanija Mehmeti leitet das Projekt MifriN – Migrant*innen in friedlicher Nachbarschaft in Essen Altenessen. MifriN bietet neuzugewanderten EU-Bürger*innen aus Bulgarien und Rumänien zusätzliche Hilfestellungen an und verfolgt dabei zwei Kernziele: die Unterstützung der schulischen Integration neu zugewanderter Kinder und Jugendlicher sowie Konfliktprävention und -mediation vor Ort in den Quartieren – und dient in diesem Zusammenhang gleichermaßen als Ansprechpartner für neuzugewanderte und alteingesessene Nachbarn im Umfeld.