Dr. Lisa Hellmann: Alle gleichermaßen ansteckend? Ein Blick zurück auf die politische Dimension der Quarantäne

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    Im Laufe der Geschichte haben plötzliche Ausbrüche ansteckender Krankheiten immer wieder unsere Gesellschaften unter Druck gesetzt, wodurch die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Systeme bisweilen miteinander in Konflikt geraten sind. Besonders deutlich wird dies in der langen Geschichte der Quarantäne: Wer sollte isoliert werden, wer sollte unbehelligt bleiben und wie wurde diese Entscheidung gerechtfertigt? Der Vortrag verfolgt verschiedene Maßnahmen der Quarantäne von der Institutionalisierung der Praxis im mittelalterlichen Venedig über die britischen Häfen des 18. Jahrhunderts, den Süden der USA im 19. Jahrhundert bis hin zum Zweiten Weltkrieg. Auf diese Weise lässt sich erkennen, inwiefern sich die Praxis der Quarantänemaßnahmen verändert hat – und wo sie auch gleich geblieben ist. Soviel lässt sich festhalten: Seit Jahrhunderten ist die Quarantäne sowohl medizinische als auch politische Praxis und wirft ein Licht darauf, welche entscheidende Rolle Gender, Rasse und Klasse bei der Entscheidung gespielt haben, wie Gesellschaften auf die Bedrohung durch Krankheiten reagiert haben und noch reagieren. Denn die Art und Weise, wie wir in solchen Situationen agieren, bringt nicht nur die Werte und Ressourcen einer Gesellschaft zum Vorschein, sondern auch die Risse und Ungleichheiten tief in ihrem sozialen Inneren.

    Dr. Lisa Hellmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Exzellenzcluster „Beyond Slavery and Freedom“ der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

    Mittwoch, 20. Januar 2021, 18:30 Uhr. Bitte melden Sie sich unter der Kursnummer 10-5107s@121 auf der Homepage der Berg. VHS www.bvhs.de oder per Mail unter heinz-werner.wuerzler@bergische-vhs.de oder telefonisch unter 0212 290 3265 an.